Trauern als Lebensprozess
Als Lebewesen sind wir eingebunden in Wechsel und Kreisläufe von Werden und Vergehen, Abschieden und Neubeginn, Jahreszeiten, Geburt und Tod, Trennung und Verbindung … wir leben in diesen Rhythmen, ob wir es annehmen können, uns dessen bewusst sind oder nicht.
Der Tod und andere
schwerwiegende Verluste und Veränderungen, die wir
im Laufe unseres Lebens erfahren, können uns zutiefst verwunden und
erschüttern. Trauerprozesse sind die Antwort des Lebens auf diese Erfahrungen:
ihr Sinn liegt darin, mit dem Verlust als Teil unserer persönlichen
Geschichte weiter leben zu können, wieder heil(er) zu werden. Im Er-Innern
an das Erlebte und Verlorene, im Durchleben der Schmerzen, der verschiedensten
Gefühle und Stimmungen, können sich - Schritt für Schritt - auch
heilsame Kräfte entfalten. Trauerprozesse entwickeln sich kreis- oder
spiralförmig, d.h. wir kommen wieder an wunden und heilen Stellen vorbei,
erleben Abschiede und Neubeginn, Umwege und manchmal Ausweglosigkeit.
Verlust und Trauer bringen uns mit unserer Sterblichkeit in Berührung,
lassen uns vielleicht nach dem Lebenssinn fragen, bringen oft auch körperliche
Symptome mit sich. Wir fühlen uns mit anderen Menschen besonders verbunden
oder auch von ihnen getrennt. Dies alles auszuhalten, kann eine schwere
Aufgabe sein und uns - gleichzeitig - zu einem tiefen Kontakt
mit uns selbst führen. Dazu braucht es, was uns im Alltag oft nicht
ausreichend zur Verfügung zu stehen scheint: genügend Raum und
Zeit, Möglichkeiten uns auszudrücken, Gemeinschaft und Rituale.